Goch ist Station beim Sauna-Marathon
Veröffentlicht mit Erlaubnis der Rheinischen Post
Seit sie berufsbedingt einige Jahre in Finnland lebten, sind Jacqueline und Roland Dertinger begeisterte Sauna-Fans. Die Referatsleiterin der Deutsch-Finnischen Gesellschaft lädt demnächst Fremde in eine urige Garten-Sauna ein.
Das Ehepaar Dertinger lädt demnächst zum echt finnischen Schwitzen ein. Die Zelt-Sauna wird im Garten am Hunsberg aufgebaut. FOTO: SETTNIK
VON ANJA SETTNIK
GOCH |Ein Wassereimer mit Schöpfkelle geht auf Reisen. Keine Frage, was er symbolisiert: die Sauna. Der „Saunawassermarathon“ befördert ein in Tampere gefülltes Behältnis von Finnland bis nach Stuttgart, wo im Herbst der Welt-Sauna-Kongress stattfindet. Auf diesem Weg wird es manche Schwitz-Einheit geben, je uriger, je lieber. Nun hat nicht jeder Sauna-Fan einen eigenen See vor der Blockhütte, aber Saunabaden ohne viel Tamtam geht auch in abgespeckter Version. Zum Beispiel im Garten des Ehepaars Dertinger. Die Gocher Pädagogen gehören zu denjenigen, die die original finnische Saunakultur am Niederrhein etablieren wollen. Dazu laden sie im September in den Garten ihres Hauses am Hunsberg ein. Bislang steht da nur eine Feuerschale, aber das typische Sauna-Zelt ist schon bestellt. Eine Gartendusche und mindestens einen gut gefüllten Eimer wird‘s ebenfalls geben.
„Und Würstchen, denn die gehören zu einem typisch finnischen Sauna-Erlebnis dazu“, erzählt Jaqueline Dertinger. Das weiß sie, seit sie und ihr Mann, sie damals noch als Architektin, er als Tischlermeister tätig, nach Finnland kamen. „Ich fand Sauna früher eigentlich überflüssig“, gibt der Handwerker, der wie seine Frau später als Seiteneinsteiger in die Schule kam, zu. Ein Arbeitskollege lud die Deutschen samt ihrer kleinen Kinder damals in seine heimische Sauna im ehemaligen Hühnerstall ein. Man schwitzte einzeln oder im Familienkreis, trank zwischendurch etwas, aß, erzählte, übergoss sich mit reichlich Wasser – eine gesellige Sache. „Nichts Schickes war dabei, keine Ähnlichkeit mit einem hiesigen Spa“, erinnert sich Jaqueline Dertinger. Aber genau diese schlichte Badekultur gefiel den Neulingen ausgezeichnet. Von da an wurde regelmäßig in einem einfachen Schwimmbad sauniert.
Seit Jahren kümmert sich Jaqueline Dertinger für die Deutsch-Finnische Gesellschaft um den Schüleraustausch der beiden Länder. Auch nach Goch kommen inzwischen junge Leute, die neben Finnisch Englisch sprechen und die deutsche Sprache kennenlernen wollen. „Es geht dabei immer auch um kulturellen Austausch“, sagt die Neu-Gocherin. Ihre Zeit in Finnland (dem Holz folgend lebte das Paar auch schon in Österreich und betrieb eine Tischlerei in Sonsbeck) ist für beide unvergessen, und sie hoffen, auch am Niederrhein noch einige Gleichgesinnte kennenzulernen. Finnland ist schon eine recht spezielle Leidenschaft, da lernt man nicht so viele Begeisterte kennen, als wenn man von Italien oder Spanien erzählt. Am besten, man lädt die künftigen Freunde einfach schon mal ein.
Das haben die beiden Lehrer am 3. September vor. Da wird der Eimer mit dem Wasser aus dem See von Tampere schon durch manche Hände gegangen sein, an den Hunsberg schwappt die Erfrischung wenige Wochen vor Ende des Marathons. Die Dertingers werden dazu eine geliehene Zelt-Sauna in ihrem Garten aufbauen und nehmen vorab gerne Kontakt mit Leuten auf, die sich angesprochen fühlen. „Es gibt ja Firmen mit Finnland-Bezug, vielleicht Künstler, Handwerker, Lehrerkollegen – egal. Wer mitmachen möchte, soll uns unter der Nummer 0151 11712162 anrufen oder eine Mail schreiben an jacqueline.dertinger@dfgnrw.de“, sagt die Initiatorin.
Hauptsache, heiß: Die finnische Sauna kennt viele Varianten, sie muss nicht immer aus Holz wie die hier abgebildete sein. Archivfoto: dpa
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